Benötigst du eine psychologische Beratung/ Begleitung nach einer Abtreibung?

Die meisten Frauen benötigen keine psychologische Hilfe nach einer Abtreibung. Reuegefühle nach einer Abtreibung sind eher selten. In der Regel ist die häufigste emotionale Reaktion nach einer Abtreibung das Gefühl von Erleichterung. Gefühle von Schuld, Traurigkeit oder Verlust sind üblich aber meist eher flüchtig und negative Gefühle, von denen manche Personen betroffen sind werden oft überwunden. Es ist normal, nach einer Abtreibung sensibel und emotional zu sein. Gefühle von Trauer verschwinden in den meisten Fällen innerhalb von ein paar Tagen. In Ländern jedoch, in denen das Tabu und das soziale Stigma der Abtreibung sehr gross ist, ist es üblicher, dass Frauen von Schuld und Schamgefühlen betroffen sind. Wenn du dir nicht sicher sein solltest, ob eine medikamentöse Abtreibung für dich geeignet ist, empfehlen wir dir deine Gefühle mit einer Person deines Vertrauens zu besprechen.

 

Wie fühlen sich Frauen nach einer Abtreibung?


Jede Frau ist unterschiedlich und einzigartig, das gilt auch für ihre Gefühle. In der Regel berichten die meisten Frauen von einem Gefühl der Erleichterung und das Gefühl, die für sich selbst und für ihre Umstande beste Entscheidung getroffen zu haben. Das ist eine der häufigsten Reaktionen. Jedoch kann für einige Frauen die Abtreibung eine Reihe verschiedenster emotionale Reaktionen hervor rufen, darunter Traurigkeit, Schuld, Wut, Scham, und Trauer/Bedauern/Reue. Einige der Frauen können sich schlecht fühlen, weil sie keine Schuldgefühle als Folge der Abtreibung haben, diese aber ihrer Meinung nach haben sollten. Im allgemeinen kann das Verstehen deines eigenen emotionalen Schmerzes dir helfen Gefühle wie Trauer, Wut, Schuld oder Scham, die du vielleicht fühlst, zu verarbeiten und los zu lassen. Es ist wichtig, deine Verletzung und die damit verbundenen Gefühle anzuerkennen und gut auf dich selbst aufzupassen, dich um dich zu kümmern, wenn du diese schwierigen Gefühle erfährst. Du bist kein schlechter Mensch, wenn du dich für eine Abtreibung entscheiden hast. Du bist auch nicht alleine mit der Entscheidung für eine Abtreibung. Viele Frauen sind überrascht, wenn sie erfahren, dass jedes Jahr auf der ganzen Welt etwa 42 Millionen Frauen eine Abtreibung vornehmen.

Was kann dazu beitragen, dass Frauen nach einer Abtreibung negative Gefühle erleben?


Die Hormone verändern sich. Sie gehen zurück in den Zustand wie dem vor der Schwangerschaft. Diese chemische Veränderung kann Gefühle von Traurigkeit und Wehmut hervorrufen.
Jemand anders kann dich in irgendeiner Weise dazu gedrängt haben, eine Abtreibung durchzuführen, anstatt dich die Entscheidung selbst treffen zu lassen. Du hast vielleicht nicht viel Unterstützung oder Verständnis erhalten, von deinen Freunden oder deiner Familie. Isolation ist einer der hauptsächlichen Ursachen, warum Frauen nach einer Abtreibung negative Gefühle erleben.
Du kannst dich auch selbst innerlich geteilter Meinung fühlen über die Entscheidung eine Abtreibung durchzuführen. Es war dir vielleicht nicht klar, ob/dass die Abtreibung die richtige Entscheidung war, für dich und die Umstände in denen du dich befunden hast. Du fühlst dich vielleicht verlassen und alleine. Vielleicht hast du gehofft, dass der Mann der dich geschwängert hat, ein Kind mit dir haben möchte. Vielleicht war er nicht gewollt/ bereit und das trägt zu deiner Traurigkeit bei. Vielleicht hast du in diesem Moment ein geringes Selbstwertgefühl und fühlst dich schlecht deiner selbst wegen. Andere Teile deines Lebens können dich ebenfalls beeinflussen wenn sie zum Beispiel Stress auf dich ausüben wie beispielsweise Schule, Studium, Job oder Familie und oder Kinder.
Vielleicht hast du Angst, nie wieder in der Lage sein zu können, schwanger zu werden. Sollte dies deine Sorge für dich sein, sei dir sicher, dass eine sichere medikamentöse Abtreibung deine Fruchtbarkeit in der Zukunft nicht beeinflusst.
Jedes mal wenn du eine schwierige Entscheidung zu treffen hast, ist es natürlich, sich Sorgen zu machen, „Was wäre, wenn ich eine andere Entscheidung getroffen hätte?“ Kann eine der Befürchtungen sein, sich über eine Entscheidung zu sorgen. Die Abtreibung kann vergangene Gefühle und Erfahrungen hervorrufen, die vielleicht bisher unterdrückt waren. Wenn sexueller Missbrauch zum Beispiel ein Teil deiner Vergangenheit ist, kannst du womöglich feststellen, dass du Gefühle im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch wieder erlebst. Sich verletzbar zu fühlen in Bezug auf die Schwangerschaft und die Abtreibung kann dazu veranlassen, dich an andere Situationen zu erinnern in denen du dich verletzbar und verängstigt gefühlt hast.

Ist es normal sich depressiv zu fühlen nach einer Abtreibung?


In seltenen Fällen, kann es dazu kommen, dass Frauen nach einer Abtreibung klinisch depressiv werden. Wenn deine Gefühle nicht zu bewältigen sind und sich nicht verarbeiten lassen mit der nötigen Zeit oder du Symptome einer Depression erfährst, solltest du professionelle Unterstützung aufsuchen.
Es gibt einige Faktoren, von denen bekannt ist, dass sie zu der Wahrscheinlichkeit auf eine Depression nach einer Abtreibung beitragen, einschliesslich einer Vorgeschichte von Depression, Angst oder Panik. Eine Depression ist eine schwerwiegende und Ernst zu nehmende Krankheit. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass du die Unterstützung von professionellem Personal wie Ärzten/ Ärztinnen, Berater/in, oder Therapeut/in aufsuchst, wenn du glaubst dass du von einer Depression betroffen bist.

Was ist ein Post- Abtreibungssyndrom?


Aus der medizinischen und wissenschaftlichen Sicht wurde eine allgemeine Übereinstimmung darüber erzielt, dass die meisten Frauen, die eine Abtreibung haben, wenige bis keine negativen längerfristigen psychologischen Folgen erleiden. Viele Menschen die generell gegen Abtreibung sind, behaupten jedoch, dass Frauen die abgetrieben haben, generell an einer Art posttraumatischen Belastungsstörung leiden werden, die als „Post- Abtreibungssyndrom“ bezeichnet wird.

Zuverlässige unvoreingenommene Studien haben gezeigt, dass psychische Schwierigkeiten nach Abtreibungen auftauchen können aber eher selten, meist mäßig und von kürzerer Dauer sind. Die meisten psychiatrischen Experten/innen bezweifeln die Existenz des „Post- Abtreibungssyndroms“ und weisen darauf hin, dass sich eine Abtreibung nicht signifikant von anderen belastenden Lebenserfahrungen unterscheidet, welche ebenso bei einigen Menschen zu einem Traumata führen können.

Was kannst du tun, um dich selbst bei deiner Heilung/ Genesung nach einer Abtreibung zu unterstützen?
Nach einer Abtreibung gibt es konkrete Dinge, die du tun kannst um dich mit deiner Entscheidung weiterhin bestärkt zu fühlen. Die nachfolgenden Vorschläge können dich dabei unterstützen, deine Gefühle anzunehmen und mit ihnen umzugehen, deine Gefühle der Traurigkeit zu verarbeiten und dass diese Gefühle dir hin zu einer Art Abschluss deiner Erfahrung mit der Abtreibung zu verhelfen.

Dir selbst die Erlaubnis zu geben, jede Trauer und andere Gefühle die du spürst auszudrücken wird dir helfen, sie zu verarbeiten, zu transformieren und auch zu verringern. Du wirst nicht immer so fühlen. Sei nicht so streng mit dir selbst. Sprich mit dir selbst in einer Weise die verständnisvoll, geduldig und positiv ist. Du bist ein guter Mensch. Du bist ein moralischer, immer noch auch trotz der Abtreibung.

Erinnere dich daran, dass es Mut verlangt, eine so schwierige Entscheidung zu treffen. Erinnere dich daran, warum du die Entscheidung getroffen hast, die Abtreibung durchzuführen. Denke daran, dass du die für dich die best mögliche Entscheidung getroffen hast, die du unter den gegebenen Umständen treffen konntest. Frag dich selbst, ob du hoffst, eines Tageseine geplante Schwangerschaft zu haben, wie würde sich diese Schwangerschaft und die Situation von der unterscheiden, in der du dich gerade befindest? Schreibe deine Gefühle auf, vielleicht in ein Tagebuch oder ein spezielles Buch, das niemand sonst sehen kann. Denke über Dinge nach, die du tun kannst, damit du dich gut fühlst, Dinge die dir positive Erlebnisse und Gefühle bereiten. Schreibe diese Dinge auf und versuche jeden Tag mehrere von diesen Dingen zu tun. Übe Entspannungsübungen, um dir selbst beim Umgang mit Stress zu helfen. Stelle dir deine Zukunft vor und schreibe auf, was du planst, auf was du dich freust.

Ziehe in Erwägung, einen Abschluss/ ein Ende deiner Beziehung zu der Schwangerschaft zu schaffen, indem du zum Beispiel einen Abschiedsbrief schreibst und ihn an einem sicheren Ort aufbewahrst oder ihn verbrennst.
Du kannst auch über die Erfahrungen anderer Frauen mit ihrer Abtreibung lesen im Teil unserer Webseite „ich hatte eine Abtreibung“. Das kann beruhigend sein und deine eigenen Gefühle verständlicher machen. 60
Verschiedene Frauen haben unterschiedliche Erfahrungen und Gefühle in Bezug auf ihre Abtreibung. Psychologische Studien zeigen, dass Frauen aufgrund von den Abtreibungen die sie durchführen lassen, nicht generell leiden. Diese Studien zeigen, dass Frauen in der Regel die negativen Gefühle überwinden, die sie möglicherweise betreffen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Gefühle des Bedauerns nach einer Abtreibung selten sind. In der Tat ist die häufigste emotionale Reaktion nach einer Abtreibung die einer Erleichterung. Gefühle von Schuldgefühlen, Traurigkeit oder Verlust sind üblich, aber eher flüchtig und kein Beweis zeigt an, dass Routineberatungen generell notwendig oder sogar vorteilhaft bei der Bewältigung dieser Gefühle sind. 1 Die Evidenz deutet darauf hin, dass die meisten Frauen nach einer Abtreibung keine Beratung benötigen.1